Gottfried Helnwein


















von Klaus Honnef
Curator for Photography, Rheinisches Landesmuseum, Bonn













































Helnweins künstlerische Praxis beruht auf der Erkenntnis der grunsätzlich unterschiedlichen Seinsformen von Fotografie und Malerei.

Einerseits schöpft er als einer der konsequentesten Multimedia-Künstler überhaupt die spezifischen Möglichkeiten der jeweils verwendeten Medien bis zu den Grenzen ihrer Horizonte aus -

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William S. Burroughs

- neben Fotografie und Malerei die Zeichnung und die Performance- , spiegelt sie andererseits, aber auch gewissermassen ineinander, so dass sie sich gegenseitig erhellen und ihre Wirkung steigern. Mit dem frappierenden Ergebnis, dass seine Aquarelle die leuchtende Tranparenz von Diapositiven besitzen, obwohl die Duftigkeit der Farben nicht beeintraechtigt wird, und seine naturalistisch-realistischen Gemaelde die Brillianz von Lichtbild-projektionen, die im handwerklichen Medium nur durch akribische Uebertragung fotografischer Techniken erreichbar ist, und dass seine Fotografien wiederum die intensive Gegenwaertigkeit von Gemaelden erlangen.

Bestaendig bewegen sich seine Bilder zwischen den Polen der Ueberschaerfe und der Aufloesung. Jedes gemalte oder fotografierte Motiv ist Gegenstand eines Prozesses der Transformation, sei es anschaulich evident in Form von mehrteiligen Bildern oder Bilderreihen, sei es aber auch innerhalb eines einzigen Bildes. In dem Falle tritt anstelle eines linearen Verlaufes, anstelle eines kotinuierlichen Wechsels oder eines Kontrastes, eine Art Verdichtung, als wuerde sich die Bewegung in die Bildtiefe verlagern, und unmerklich nimmt in der Wahrnehmung die Intensitaet des Bildeindrucks zu.

Angesichts der Portraets spricht der amerikanische Schriftsteller William S. Burroughs denn auch von ihrer Faehigkeit, "dem Betrachter zu zeigen, was er weiss, von dem er aber nicht weiss,dass er es weiss." Die meisten derjenigen,die Helnwein neben Burroughs portraetiert hat, gehoeren zu den tausendfach abgelichteten Protagonisten der Medienwelt. Ihr individuelles Abbild hat sich laengst in ein Image verwandelt - Keith Richards, Mick jagger, Andy Warhol, Willy Brandt, Norman Mailer und Michael Jackson.

Doch in Helnweins Bildnissen,die er als "Faces" apostrophiert, erscheinen sie, als waeren sie zum ersten mal fotografiert worden. Fuer einen Moment blitzt auf, was Walter Benjamin "Aura" nannte. Die empfindung der Simultanitaet von Nah und fern. Alles was ein fotografisches Bild festhaelt, rueckt unweigerlich in die Distanz, eine raeumliche wie eine zeitliche, doch durch technisch perfekte Abzuege und vergroesserungen der fotografischen Negative sowie besonderer Praesentation hinter Glas in bleifqarbenen maechtigen Rahmen "organisiert" der Kuenstler foermlich ein Cross-over der "Medien, dessen anschauliche Folge der auratische Charakter der meisten seiner Bilder ist. Sie machen etwas von dem Phaenomen der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen sichtbar.

Helnwein bedient sich auch aesthetischer Erfahrungen des Films, und es ist gut vorstellbar, dass er, der sich durch die haeufige Zusammenarbeit mit Johann Kresnik auf der Buehne auskennt, einmal Filme inszinieren wird. Auf jedenfall ist er Experte auf diesem Terrain. Deutlicher als in den Fotografischen "Gesichtslandschaften", wird der filmische Einfluss in der Kombination von Malerei und Fotografie in "Kinderhand und Kindergesichter". Eine Serie gleichformatiger Kiderbildnisse in unscharfer Darstellung steht eine im Riesenformat aufgerichtete Kinderhand gegenueber wiedergegeben im gestochen scharfen Stil der Fotomalerei, leicht blau getoent, und waehrend die Fotografien scheinbar Effekte der Malerei nutzen, forciert die Malerei scheinbar das fotografische Potential ueber die Moeglichkeiten des technischen Mediums hinaus. Doch die Unschaerfe der fotografischen Bilder entspringt nicht einer spezifischen Aufnahmetechnik der nicht genau fokusierten Kamera, sondern der Installation der Bilder, fuer die der Kuenstler Milchglas verwendete. Ein Bild wird im Werk dieses Kuenstlers zunaechst als Bild erfahrbar, als Gegenstand aesthetischer Reflexionen, die den kulturell vermittelten Kontakt zur Welt des Gezeigten mittels eines visuellen Schocks unterbricht, um diese desto eindringlicher zu erfassen.

Vielleicht loest seine kuenstlerische Arbeit deshalb so viele heftige Reaktionen aus.

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Michael Jackson













































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