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Helnwein: Wie wuerde Ihnen die Idee gefallen, Entenhausen eines Tages nachzubauen? Barks: Wer kann schon sagen,
wie Entenhausen wirklich aussieht? Helnwein: Wenn man Ihre Arbeiten gruendlich studiert, so stoesst man auf eine
Menge Hinweise. Den Geldspeicher zum Beispiel. Barks: Der Geldspeicher ist wahrscheinlich das herausragende Gebaeude
in Entenhausen. Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mit einem Panorama-Bild beginnt - Donald und seine Neffen blicken
von einem Wolkenkratzer hinunter auf eine grosse geschaeftige Stadt mit hohen, maechtigen Gebuden, einem breiten Fluss und
Dampfschiffen. Helnwein: Ja - ich erinnere mich. Barks: Aber das ist nicht das Entenhausen, an das sich
die Leute erinnern sollten. Es msste ein kleineres Entenhausen sein, in dem Daisys und Donalds Haus stehen, und ein paar Ecken
weiter das Haus, in dem Gustav Gans (Gladstone Gander) lebt, und natuerlich muesste es aber auch Daniel Duesentriebs Werkstatt
geben. Helnwein: Mit all seinen absurden Erfindungen, Maschinen und Robotern ... Barks: Und dann oben
auf dem Huegel - der gigantische Geldspeicher ... Helnwein: Und an einer Seite wuerden die Panzerknacker ein Loch
in die Auenmauern bohren, und das Geld muesste herausquellen. Und all diese Fallen um und im Geldspeicher -ich wuerde sie
so konstruieren, dass sie wirklich funktionieren, wenn man da hinein geht. Diese alten Kanonen zum Beispiel, die ploetzlich
aus dem Boden auftauchen. Barks: - Ja, mit so einem Geldspeicher kann man eine Menge Spass haben. Helnwein:
Seit meiner Kindheit traeume ich davon, einmal in Onkel Dagoberts Talern wuehlen zu duerfen. Barks: In Deutschland
drucken sie immer noch eine Menge dieser Duck-Geschichten, nicht wahr? Helnwein: Ja, ich denke, Deutschland ist
weltweit der groesste Markt fuer Donald-Duck-Comics. Hier gibt es auch die meisten und fanatischsten Fans. Haben Sie schon
mal von den Donaldisten gehoert? Barks: Den Donaldisten? Helnwein: Dies ist ein Verein oder, besser gesagt,
ein Orden, der sich als Gralshueter des ewigen und reinen Donaldschen Geistes versteht. Und die Donaldisten gehen davon aus,
dass Entenhausen wirklich existiert. Barks: Gulp! - ich erinnere mich - ich glaube, ich habe mal so eine kleine
Broschuere gesehen. Helnwein: Wissen Sie eigentlich, dass Ihre Geschichten in Deutschland von einer Frau namens
Erika Fuchs genial uebersetzt wurden? Barks: Sie muss sehr gut gewesen sein, denn durch die Gespraeche mit Fans
hatte ich immer den Eindruck, dass die deutschen Leser meinen Witz am besten verstanden haben, im Gegensatz zu den Italienern
z.B., wo der Geist dieser Geschichten in der Uebersetzung offensichtlich verlorengegangen ist. Helnwein: Was war
der erste Comic, den Sie in Ihrem Leben gesehen haben? Barks: Oh, - das ist lange her, das war in meiner Kindheit,
ungefaehr 1906 oder 1907. Helnwein: Was war es? Little Nemo? Barks: Ja, Little Nemo war der erste Comic,
an den ich mich erinnere - und dann kam "Happy Hooligan" und andere, aber am besten erinnere ich mich an Windsor
Mc Cay's Little Nemo - phantastische Zeichnungen. Helnwein: Haben Sie damals gedacht, dass Sie jemals selbst Comics
zeichnen wuerden? Barks: Ich glaube - ja. Ich wollte immer wissen, wie so etwas gemacht wird, und ich hatte grosse
Lust, es selbst zu versuchen. Helnwein: Diese Geschichten erschienen damals in der Sonntagszeitung, nicht wahr?
Barks: Ja, wir haben die Zeitung ungefaehr am Dienstag bekommen. In San Francisco kam die Zeitung ja Samstag oder
Sonntag heraus, aber wir da oben in Oregon haben sie erst Mitte der darauffolgenden Woche gekriegt, das war dann immer der
totale Hit. Helnwein: Welcher Comic hat Sie am meisten inspiriert? Barks: - Diese Frage hat man mir schon
oft gestellt. Es gab mindestens ein Dutzend. Helnwein: Popey the Sailor? Barks: - Einer davon war moeglicherweise
Popey the Sailor. Ich mochte die Stories, aber die Zeichnung interessierte mich nicht besonders. Die Stories waren aber auf
jeden Fall sehr lustig. Helnwein: ... und seltsam. Barks: Ja, der Aufbau der Geschichten, die Art, wie
die Gags formuliert waren, und diese absurden Charaktere, die ueberhaupt keinen Sinn ergaben. Faszinierend. (lacht) Aber im
allgemeinen waren mir die Zeichnungen wichtiger als die Texte und Gags. Ich war beeindruckt, wenn etwas wirklich gut gezeichnet
war. Ich sammelte alle gut gezeichneten Comic-Strips. Helnwein: Die von Hal Foster z.B.? Barks: Ja, und
Flash Gordon von Alex Raymond. Da gab es keinen Humor, und die Geschichten waren wirklich daneben - aber ich konnte einfach
dasitzen und die Zeichnungen anschauen. Das hat mich inspiriert - natuerlich konnte ich diese Zeichnungen spaeter nicht fuer
meine Duck-Geschichten verwenden, auer fr den Hintergrund, oder was die Atmosphaere der Orte betraf. Helnwein: Was
war die erste Geschichte, die Sie selbst geschrieben haben? Barks: Diese hier - ... das war im Fruehjahr 1943. Damals
durfte man noch solche schwarzen Enten zeichnen, heute wrde das keiner mehr wagen, weil es die Schwarzen beleidigen wuerde.
(lacht) Helnwein: Also mir gefallen diese Schwarzen Enten. Barks: Aber sehen Sie sich diese Ente mit den
Ohrringen an, das koennte man heute einfach nicht mehr machen. Helnwein: Gab es ausser Donald noch irgendwelche
andere Disney-Figuren, die Ihnen gefallen haben? Barks: Wen ich zum Beispiel nie ausstehen konnte, war Disneys Goofy.
Helnwein: Warum? Barks: Goofy war einfach ein Schwachkopf. Ich konnte nie verstehen, was lustig sein sollte
an jemandem, der schwachsinnig ist. Mickey war gut fuer die Art von Comics, fuer die er gedacht war. Fuer Abenteuergeschichten.
Aber die Vorstellung, so etwas zeichnen zu muessen, haette mir nicht behagt. Ich habe lieber mit der Ente gearbeitet, - Donald
konnte ich herumstossen, ich konnte ihn verungluecken lassen, ich konnte ihn von einem Felsen fallen lassen, oder was immer
ich wollte. Mit Donald war es wirklich lustig. Mit Mickey waere das gefaehrlich gewesen, denn er musste immer geliebt werden
und aus allem als Sieger hervorgehen. Mit Donald hatte ich einen Komoedianten, den ich ruhig schlecht behandeln und komisch
aussehen lassen konnte. Helnwein: Donald war mehr der Typ des Verlierers. Barks: Das ist richtig, er war
eine Art Verlierer. Helnwein: Aber einer, mit dem man sich identifizieren, und den man gern haben konnte.
Barks: Da gab's ja noch viele andere Figuren von Disney, aber ich kann mich an keine erinnern, der ueberlebt haette.
Helnwein: Was ist mit Kater Karlo? (Petleg Pete) Barks: Ja, - Kater Karlo. Er war ein guter Boesewicht.
Da gab's aber auch Jose Karioka, ein Papagei, der aus dem Film "Salutos Amigos" hervorgegangen war, aber er ist
nie sehr populaer geworden, weil er so ein anmassender kleiner Snob war - so ein kleiner Alleswisser, ich glaube nicht, dass
das Publikum ihn mochte. Pluto kam in vielen Comics vor, aber er war ein sehr kuenstlicher Hund, so anders als jede Vorstellung,
die man von einem Hund hat. Ich habe ihn nie besonders gemocht. Er war ein bloeder Hund. Nein, ich denke, von all den Figuren,
die Disney je hatte, war Donald der Beste. Helnwein: Aber bevor Sie sich seiner angenommen hatten, war er ja noch
gar keine Persoenlichkeit. Erst Sie haben einen richtigen Menschen aus ihm gemacht. Barks: Sieht so aus. Wenn man
eine Geschichte erzaehlen will, und zwar eine, die man immer wieder lesen kann, muss man ihr Substanz geben, es bedarf mehr
als nur einiger Stuerze und Schlaege auf den Kopf. Es musste Motive geben fuer die verschiedenen Dinge, die die Figur tat,
und Rueckschlaege fr ihre Fehler. Es gehoert eine Menge dazu, eine Zehn-Seiten-Geschichte zu schreiben. Viele Comic-Zeichner
haben sich nicht die noetige Zeit dazu genommen. Aber meine Geschichten sind auch heute noch am Leben, viele andere sind vorbei
und vergessen. Helnwein: Hatten Sie Kontakt zu irgendwelchen anderen Comic-Kuenstlern? Barks: Sehr wenig.
Ich erinnere mich an einen, der mit seinen Arbeiten fr Western Publishing ziemlich erfolgreich war. Er sagte zu mir, ich sei
verrueckt, dass ich so viel Arbeit in meine Duck-Geschichten investiere. Er begann damals fuer einen New Yorker Verlag zu
zeichnen, der irgendwelche Geschichten ueber ein paar Kraehen herausgab. Da kriegst Du doppelt so viel pro Seite, sagte er.
Aber ich mochte diese Kraehen nicht, das waren einfach ein paar aufdringliche Widerlinge, und ich sah keine Chance, dazu Geschichten
zu erfinden, die Charakter hatten, oder irgendeine Dramaturgie. Ich dachte mir, da bleibe ich lieber zu Hause und arbeite
weiter mit meinen Enten, hole mir mein Gehalt ab wie bisher und habe dafuer ein wenig persoenliche Befriedigung. Helnwein:
Und ueber die Jahre hinweg haben Sie die Geschichte von Entenhausen entwickelt, mit all den verschiedenen Persoenlichkeiten.
Barks: Das kam daher, dass ich immer neues Material brauchte, um das Interesse an den Stories aufrechtzuerhalten,
und es kamen immer neue Orte dazu, an denen die Geschichten spielten, und es kamen neue Leute dazu, die Donald treffen musste
und mit denen er seine Geschaefte machte, und die Familie wuchs langsam und Entenhausen wuchs auch. Helnwein: Es
ist komisch, aber ich und viele andere meiner Generation haben eine Menge von diesen Geschichten gelernt, weil sie immer irgendwelche
realen Informationen enthielten. Im Ernst - von Donald Duck habe ich mehr gelernt als in allen Schulen, in denen ich war.
Barks: Ich weiss auch nicht, warum ich so viel Forschung fuer meine Geschichten betrieben habe, aber ich hatte das
Gefuehl, die Ducks muessten an realen Orten agieren, damit es nicht duemmlich wirkte. In anderen Comics fuhren sie zu Inseln
wie Booga Booga oder so, Orte ohne jeden Bezug zur Realitaet, und Backgrounds, die ueberhaupt nicht den entsprechenden Charakter,
z.B. der Suedsee, hatten. Wenn ich meine Ducks auf eine Insel in die Suedsee schickte, so gab ich ihr einen Namen, der so
klang, dass er wirklich auf der Karte haette stehen koennen. Ich sah mir Bilder der Pflanzen und Baeume dort an, der Inseln,
der Berge und von allem anderen, und gestaltete meinen Hintergrund so, dass es aussah, als waeren die Ducks tatsaechlich an
jenen Ort gereist. Helnwein: Einmal sind Sie etwa zu realistisch geworden - erinnern Sie sich an die Geschichte
mir der chemischen Formel? Man hat mir erzaehlt, Sie haetten ungewollt, und ohne es zu wissen, Donald eine chemische Formel
erfinden lassen, die es tatsaechlich gab, die aber streng militaerisches Geheimnis der USA war. Barks: Nun - ich
habe sie zum Teil aus der Encyclopedia Britanica gestohlen. Da gab es ein Kapitel ueber Chemie mit allen moeglichen chemischen
Formeln und in diesem Kauderwelsch, - CO2H2 und dergleichen, und aus einer endlosen Reihe von diesem Zeug nahm ich aus der
Mitte einen Brocken heraus, und mischte alles durcheinander und schrieb es auf ein Stueck Papier. So, das ist es, was ich
getan hatte, und es stellte sich heraus, dass es die Formel fuer irgendeine gewaltige chemische Substanz war. Helnwein:
Sie gehoeren zu den wenigen Menschen, nach denen ein Planet benannt wurde. Barks: Es ist ein Asteroid - In einer
meiner spaeteren Geschichten, irgendwann in den Sechzigern, versuchte Onkel Dagobert, einen Asteroiden zu finden, auf dem
er sein Geld verstecken konnte. Und irgendein Wissenschaftler der Cornell University, der in einem Laboratorium zur Erforschung
von Asteroiden sass, las diese Geschichte und benannte eine seiner Entdeckungen nach mir: 2730 Barks. Er schrieb mir, dass
die Oberflaeche etwa 100 Hektar gro sei. Helnwein: Dann haben Sie einen Platz, wo Sie hinfluechten koennten, wenn
diese Welt einmal zerstoert waere. Barks: Er waere auf jeden Fall gross genug fuer einen Geldspeicher. Helnwein:
Haben Sie Walt Disney persoenlich gekannt? Barks: Oh ja - ich habe ihn bei den Story-Meetings getroffen. Er kam
immer zum letzten Treffen ins Story-Department, manchmal aber auch waehrend der Produktion. Helnwein: Wie war es,
mit ihm zu arbeiten? Es gibt Leute, die sagen, er sei ein Diktator gewesen. Barks: Wenn du eine wirklich gute Geschichte
hattest, war es sehr angenehm, ihn dabei zu haben, denn er lachte und steuerte weitere Gags bei. Aber wenn die Geschichte
nicht gut war, war er sehr kritisch. Nun, er musste es sein, denn es war schliesslich sein Geld, mit den wir alle bezahlt
wurden. Normalerweise achteten wir aber sehr sorgfaeltig darauf, dass die Geschichte in einem guten Zustand war, bevor wir
sie ihm zeigten. Helnwein: War er wirklich kompetent? Barks: Oh ja - er wusste genau, wann ein Gag in
die Hose gehen wuerde. Und er sagte uns, woran wir noch feilen oder was wir kuerzen mussten. Helnwein: Kuemmerte
er sich auch um die Zeichnungen, oder war ihm der Gag wichtiger? Barks: Die Zeichnungen im Story-Department waren
ihm ziemlich egal, sie mussten nur die Geschichte transportieren. Wenn wir praezise, detaillierte Zeichnungen gemacht haetten,
haette er sich sicher aufgeregt. Er haette uns gesagt: Jungs, ich bezahle Euch fuer Ideen und Geschichten und dass Ihr was
in Bewegung bringt. Helnwein: Sie haben mir vorhin eine alte Skizze gezeigt, die Sie waehrend einer Gewerkschaftssitzung
gemacht haben. Man sieht da verschiedene Karikaturen von Leuten die auf einen Hitler zeigen, was bedeutet das? Barks:
Das war nach der Arbeit, in irgendeinem Gebaeude drueben in Hollywood. Nach den Disney-Streiks hatten wir eine Gewerkschaft
gegruendet und dies haette eine Gewerkschaftsveranstaltung sein sollen. Aber statt ueber Gehaelter und Arbeitsbedingungen
zu reden, war da ein Haufen Kriegstreiber, die sich dafuer einsetzten, das Amerika den Deutschen den Krieg erklaeren sollte,
und unsere Jungs in die Schlacht schicken wollten. Die meisten von uns wollten ueberhaupt nicht, dass Amerika in den Krieg
eintritt. Warum auch zum Teufel? Wir waren schon mal drueben gewesen und hatten gegen die Deutschen gekaempft, damals 1916-1917,
und angeblich haette dies den Frieden fr die ganze Welt bringen sollen - fuer alle Zeiten. Und nun waren wir schon wieder
dabei, unsere Jungs zum Sterben zu schicken. Fr die meisten von uns im Studio sah es aus wie die Wiederholung einer finsteren
Tragoedie. Auerdem stoerte uns die Tatsache, dass uns das von Melvin Douglas erzaehlt wurde, einem notorischen Kommunisten:
Wir muessten in den Krieg, sagte er, um Russland vor den deutschen Nazis zu retten, die damals vor den Toren Stalingrads standen.
Aber es kuemmerte uns einen Dreck, ob die eine Seite gewinnen wuerde oder die andere, solange wir uns nur raushalten konnten.
Helnwein: War Disney bei diesen Treffen? Barks: Nein, keiner der leitenden Disney-Angestellten war da.
Das war ja eine Arbeitergewerkschaft. Helnwein: Waren Sie da, als der grosse Streik stattfand? Barks:
Nun, ich war einer vom Story-Department, wir haben nicht gestreikt. Es waren die Animatoren und Inbetweeners, die streikten.
Wir vom Story-Department gingen jeden Morgen durch die Sperre. Helnwein: Wie standen Sie zu dem Streik? Barks:
Ich war dagegen. Ich hatte das Gefuehl, dass da etwas zerstoert wird. Die Disney-Studios waren ein Ort, wo es keine Stechuhr
gab - wir konnten zur Arbeit kommen, wann immer wir Lust hatten. Wenn du zur Arbeit erschienen bist, gut gearbeitet und was
getan hast, bist du verdammt gut bezahlt worden. Wenn du ein Drueckeberger warst oder jemand, der sich stndig beklagt hat,
hast du keine Gehaltserhoehung bekommen und es waren vor allem diese Drueckeberger und Querulanten, die diesen Streik organisiert
hatten. Helnwein: Sind Sie der Meinung, dass Disney fair war zu seinen Angestellten und Kuenstlern? Barks:
Er war fair - natuerlich, er haette ruecksichtsvoller und menschlicher sein koennen zu seinen Angestellten, aber es waren
schliesslich harten Zeiten damals. Er hatte einen Haufen von uns geholt, die, wenn sie Glueck hatten, bei irgendeinem Job
$10.00 in der Woche verdienen konnten - und er gab uns $20.00 die Woche. Ich kenne viele, die ihm nicht dankbar dafuer waren.
Sie dachten, wenn ein Disney-Film $100,000 einbrachte, so stuende ihnen die Haelfte davon zu. Walt aber investierte die ganzen
$100,000, um einen neuen Film zu machen. Helnwein: Hat Disney jemals einen Kommentar ueber Ihre Donald-Duck-Geschichten
abgegeben? Barks: Ich weiss nicht einmal, ob er meine Geschichten jemals gelesen hat oder nicht. Es waren die Leute
vom Publication Department, die sich um all diese Sachen kuemmerten und Disneys Interessen bezueglich der Comicbooks vertraten.
Sie wussten, was ich tat, und der Umstand, dass sie ihre Jobs nicht verloren, die ganze Zeit da waren und gut bezahlt wurden,
laesst darauf schliessen, dass Disney zufrieden gewesen sein musste. Helnwein: Und all die Orte, die Sie in Ihren
Geschichten beschrieben, kennen Sie nur aus den National-Geographic-Zeitschriften? Barks: Sie waren meine wichtigste
Informationsquelle bezueglich Geographie, Nationen, Leuten und Orten. Helnwein: Waren Sie jemals an einem dieser
Plaetze? Barks: Nein, ich war in Tichuana in Mexiko und in Victoria in British Columbia, das ist alles. Helnwein:
Erinnern Sie sich noch, als Sie die erste Ente Ihres Lebens gezeichnet haben? Barks: Ich glaube, in der Grundschule
habe ich eine in ein Schulbuch gekritzelt. Den ersten Donald habe ich 1935 gezeichnet, als ich zu Disney kam. Helnwein:
Gab es eine Zensur bei Disney? Barks: Ja. Helnwein: Wurden Ihre Arbeiten auch zensiert? Barks:
Nicht oft, denn ich hatte ja schon sieben Jahre in den Zeichentrick-Studios hinter mir und wusste ganz gut, was sie wollten
und was nicht. Helnwein: Ich denke an diese Spionage-Geschichte mit all den Spionen, Gegen-Spionen und Gegen-Gegen-Spionen,
wo Sie wunderschoene menschliche Maedchen gezeichnet haben: mit richtigen Bruesten. Barks: Da war ich aber in Schwierigkeiten.
Die ersten Probleme habe ich mit meiner 2. oder 3. Geschichte bekommen, es war eine 10-Seiten-Story, Donald war ein Rettungsschwimmer,
und da war dieses liebliche, gutgebaute Entenmaedchen. Ich musste damals mehrere Stunden im Buero des Art Editors damit verbringen,
alle Brueste wieder flach zu machen. Helnwein: Haetten Sie mehr Erotik und attraktive Maedchen in Ihren Geschichten
gehabt, wenn es erlaubt gewesen waere? Barks: Oh ja, das haette mir gefallen. Also, es haette nicht unbedingt mehr
Sex sein muessen, aber ich haette attraktiv aussehende, menschliche Maedchen verwendet, aber der Editor lehnte dies ab. Sie
wollten die Enten auf keinen Fall mit richtigen Menschen zusammenkommen lassen. Die Maedchen mussten Enten- oder Hundegesichter
haben. Etwa zur gleichen Zeit, als diese Geschichte entstand, hat Walt Disney den Zeichentrickfilm "Salutos Amigos"
herausgebracht, wo sich Donald wie ein richtiger Wolf aufgefuehrt hat. Helnwein: Wie ein Wolf? Barks:
Ja, der hat gebalzt und geschaekert und sich an all diese schoenen Maedchen rangemacht wie ein geiler Wolf, da dachte ich,
ich komme mit meiner Geschichte durch. Helnwein: Als Sie sich dann zur Ruhe gesetzt hatten, begannen Sie, Oelbilder
zu malen. Aber Ihre Ducks durften Sie ja nicht malen, da das Urheberrecht dei Disney lag, - nicht wahr? Barks: Ja,
fr 5 Jahre malte und zeichnete ich kleine Landschaften und verkaufte sie bei Ausstellungen. Es waren magere Jahre, ich verdiente
nicht viel. Ich glaube, es war 1971, da fragte mich einer, ob ich ihm nicht ein Bild von dem Cover mit dem kleinen Segelboot
aus dem Jahr 1949 malen koennte. Nun, ich sagte, diese Enten gehoeren Disney und ich muesste um Erlaubnis fragen. Aber ich
dachte, es waere eine angenehme Moeglichkeit, ein paar Dollars zu verdienen, denn mit meinen anderen Bildern hatte ich kein
Glueck. So schrieb ich an George Sherman, der damals das Publication-Department leitete, und er sagte einfach: "aber
ja - nur zu!" Er fuegte hinzu, die Bilder muessten nur gut genug sein, dass sich die Disney-Studios dafuer nicht zu schaemen
braeuchten. 1976 hoerte ich auf, denn die Sammler waren inzwischen verdammt aufdringlich geworden. Wenn ich jemandem ein Bild
gemalt hatte, waren alle anderen boese auf mich, denn jeder dachte, es haette ihm zugestanden. Es war mir unmoeglich geworden,
die Warteliste noch unter Kontrolle zu halten. Ich wusste nicht, wie ich all diese Leute zufrieden stellen sollte, und ausserdem
wollte ich sowieso keine Enten mehr malen. Helnwein: Spaeter sind Sie aber wieder rueckfaellig geworden. Barks:
Von 1976 bis 1982 hatte ich Ruhe. Dann begann ich mit den Lithographien und neuen Oelbildern. Nun habe ich aber einen Punkt
erreicht, wo ich nicht mehr arbeiten will. Ich glaube, ich werde nie mehr eine Ente malen. Helnwein: Sie haben ja
Millionen davon gezeichnet. Barks: Ja, so viele waren es sicher. Wer Ist Carl Barks? By Gottfried
Helnwein Neff Verlag, 1993 ISBN 3-8118-5341-4
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Barks und Helnwein, Oregon, 1992 |
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