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Helnweins künstlerische Praxis beruht auf der Erkenntnis der grunsätzlich unterschiedlichen Seinsformen von Fotografie und
Malerei.
Einerseits schöpft er als einer der konsequentesten Multimedia-Künstler überhaupt die spezifischen Möglichkeiten der jeweils
verwendeten Medien bis zu den Grenzen ihrer Horizonte aus -
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William S. Burroughs |
- neben Fotografie und Malerei die Zeichnung und die Performance- , spiegelt sie andererseits, aber auch gewissermassen ineinander,
so dass sie sich gegenseitig erhellen und ihre Wirkung steigern. Mit dem frappierenden Ergebnis, dass seine Aquarelle die
leuchtende Tranparenz von Diapositiven besitzen, obwohl die Duftigkeit der Farben nicht beeintraechtigt wird, und seine naturalistisch-realistischen
Gemaelde die Brillianz von Lichtbild-projektionen, die im handwerklichen Medium nur durch akribische Uebertragung fotografischer
Techniken erreichbar ist, und dass seine Fotografien wiederum die intensive Gegenwaertigkeit von Gemaelden erlangen.
Bestaendig bewegen sich seine Bilder zwischen den Polen der Ueberschaerfe und der Aufloesung. Jedes gemalte oder fotografierte
Motiv ist Gegenstand eines Prozesses der Transformation, sei es anschaulich evident in Form von mehrteiligen Bildern oder
Bilderreihen, sei es aber auch innerhalb eines einzigen Bildes. In dem Falle tritt anstelle eines linearen Verlaufes, anstelle
eines kotinuierlichen Wechsels oder eines Kontrastes, eine Art Verdichtung, als wuerde sich die Bewegung in die Bildtiefe
verlagern, und unmerklich nimmt in der Wahrnehmung die Intensitaet des Bildeindrucks zu. Angesichts der Portraets
spricht der amerikanische Schriftsteller William S. Burroughs denn auch von ihrer Faehigkeit, "dem Betrachter zu zeigen,
was er weiss, von dem er aber nicht weiss,dass er es weiss." Die meisten derjenigen,die Helnwein neben Burroughs portraetiert
hat, gehoeren zu den tausendfach abgelichteten Protagonisten der Medienwelt. Ihr individuelles Abbild hat sich laengst in
ein Image verwandelt - Keith Richards, Mick jagger, Andy Warhol, Willy Brandt, Norman Mailer und Michael Jackson.
Doch in Helnweins Bildnissen,die er als "Faces" apostrophiert, erscheinen sie, als waeren sie zum ersten mal
fotografiert worden. Fuer einen Moment blitzt auf, was Walter Benjamin "Aura" nannte. Die empfindung der Simultanitaet
von Nah und fern. Alles was ein fotografisches Bild festhaelt, rueckt unweigerlich in die Distanz, eine raeumliche wie eine
zeitliche, doch durch technisch perfekte Abzuege und vergroesserungen der fotografischen Negative sowie besonderer Praesentation
hinter Glas in bleifqarbenen maechtigen Rahmen "organisiert" der Kuenstler foermlich ein Cross-over der "Medien,
dessen anschauliche Folge der auratische Charakter der meisten seiner Bilder ist. Sie machen etwas von dem Phaenomen der Gleichzeitigkeit
des Ungleichzeitigen sichtbar. Helnwein bedient sich auch aesthetischer Erfahrungen des Films, und es ist gut
vorstellbar, dass er, der sich durch die haeufige Zusammenarbeit mit Johann Kresnik auf der Buehne auskennt, einmal Filme
inszinieren wird. Auf jedenfall ist er Experte auf diesem Terrain. Deutlicher als in den Fotografischen "Gesichtslandschaften",
wird der filmische Einfluss in der Kombination von Malerei und Fotografie in "Kinderhand und Kindergesichter". Eine
Serie gleichformatiger Kiderbildnisse in unscharfer Darstellung steht eine im Riesenformat aufgerichtete Kinderhand gegenueber
wiedergegeben im gestochen scharfen Stil der Fotomalerei, leicht blau getoent, und waehrend die Fotografien scheinbar Effekte
der Malerei nutzen, forciert die Malerei scheinbar das fotografische Potential ueber die Moeglichkeiten des technischen Mediums
hinaus. Doch die Unschaerfe der fotografischen Bilder entspringt nicht einer spezifischen Aufnahmetechnik der nicht genau
fokusierten Kamera, sondern der Installation der Bilder, fuer die der Kuenstler Milchglas verwendete. Ein Bild wird im Werk
dieses Kuenstlers zunaechst als Bild erfahrbar, als Gegenstand aesthetischer Reflexionen, die den kulturell vermittelten Kontakt
zur Welt des Gezeigten mittels eines visuellen Schocks unterbricht, um diese desto eindringlicher zu erfassen. Vielleicht
loest seine kuenstlerische Arbeit deshalb so viele heftige Reaktionen aus.
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Michael Jackson |
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